„Der E-Commerce wird nicht alle Standorte ausradieren, aber an vielen Stellen kommt es zu einem Teufelskreis“, sagt Sirko Siemssen. Er ist Handelsexperte der Beratungsfirma Oliver Wyman. „Erst gehen einige Händler weg, dann geht es mit dem Standort bergab, und am Schluss ist er tot.“ Wyman sagt in einem Bericht, der der „Welt am Sonntag“ vorliegt, „tektonische Verschiebungen“ in der Branche voraus.
Tektonische Verschiebungen; der Begriff stammt aus der Geologie und beschreibt die Veränderungen in der Erdkruste. Kontinentalverschiebung, Erdplatten, welche aufeinandertreffen, wo sich Spannung aufbaut, hohe Spannung. Und diese entlädt sich schließlich in einem fürchterlichen Erdbeben.
Dennoch klingt es fast niedlich. Gemeint ist jedoch folgendes: In zehn bis spätestens 15 Jahren ist jedes zweite Filialunternehmen vom Markt verschwunden. Und hier sprechen wir von Filialisten, nicht von den unabhängigen, kleinen Einzelhändlern mit ein oder zwei Geschäften.
Auch wenn der HDE mit einem moderatem Umsatzplus in 2017 von 2% rechnet so erreicht der Onlinehandel mit ca. 11% das Fünf- bis Sechsfache.
Was würde passieren, wenn Ihr eigener Umsatz auch um 11% steigen würde? Was wäre, wenn Sie vielleicht „nur“ 6% oder 7% Plus machen würden? Und was wäre, wenn Sie statt 2% Plus, 2% Minus machen?
Laut der Beratungsfirma Oliver Wyman zählen zu den Gewinnern die Händler, die ihre Zahlen und Daten im Griff haben. Die Aufgabe des Managements bestehe dabei weniger darin, für eine effiziente Warenverteilung zu sorgen, sondern die anfallenden Daten sorgfältig auszuwerten und daraus neue Felder zu erschließen.
Mir persönlich ist es schleierhaft, warum der Handel seine Kunden immer noch nicht kennt. Natürlich erkennt der Verkäufer mich wieder, wenn ich zum x-ten Mal in kurzer Zeit sein Geschäft betrete und etwas kaufe. Er kennt jedoch immer noch nicht meinen Namen, mein Alter, meine Interessen, meine Vorlieben. Er kennt in den meisten Fällen noch nicht einmal die Artikel oder Artikelgruppen, die ich in der Vergangenheit gekauft habe.